Der Grund für Übergewicht liegt für viele ganz klar auf der Hand: wir essen zu viele ungesunde Lebensmittel und kommen nicht genügend körperlicher Aktivität nach; ein gesundes Gewicht kann nur durch eine ausgewogene Ernährung und einen aktiven Lebensstil erreicht werden.

In einigen Fällen jedoch kann Gewichtszunahme jedenfalls teilweise durch Krankheiten oder die Medikamente, die eingenommen werden, um die Krankheiten zu behandeln, hervorgerufen werden.  

Im Folgenden beschäftigen wir uns mit den Erkrankungen, die gegebenenfalls zu Gewichtszunahme führen können.

  1. Schilddrüsenunterfunktion
  2. Syndrom polyzystischer Ovarien
  3. Depressionen und Angstzustände
  4. Flüssigkeitseinlagerungen 
  5. Cushing-Syndrom

Schilddrüsenunterfunktion

Eine Schilddrüsenunterfunktion wird durch einen zu geringen Anteil an Hormonen in der Schilddrüse hervorgerufen, welche dafür zuständig sind, den Stoffwechseln zu kontrollieren. Dies tritt öfter bei Frauen als bei Männern auf; die Symptome treten oft erst nach ein paar Jahren auf und es kann schließlich zu Gewichtszunahme führen.

Dies ist nicht mit einer Schilddrüsenüberfunktion zu verwechseln, bei der zu viele Hormone in der Schilddrüse produziert werden.

Die Schilddrüse ist eine schmetterlingsförmige endokrine Drüse, welche sich direkt unter dem Adamsapfel m Hals befindet. Die Schilddrüse setzte das Hormon Thyroxin (auch bekannt als T4) frei, welches dann von den Organen wie Nieren und Leber in das Hormon Trijodthyronin (T3) umgewandelt wird.

Diese Hormone kontrollieren den Stoffwechsel; die chemischen Reaktionen, die die Moleküle im Essen zerlegen und diese in Energie umwandeln. Dieser essenzielle Prozess führt zu Muskelwachstum und -entwicklung, hilft unseren Organen dabei, stets gut zu funktionieren und dem Körper dabei, sich zu selbst zu heilen.

Eine Schilddrüsenunterfunktion tritt auf, wenn die Schilddrüse nicht genügend Thyroxin produzieren kann um den Stoffwechseln richtig zu kontrollieren; dies führt dazu, dass der Körper ein wenig in eine Art Energiesparmodus verfällt.

Dieser Prozess kann einige Jahre lang andauern; oft erkennen Betroffene die Symptome erst, wenn sie schlimmer werden.

Die Symptome sind bei jedem Betroffenen unterschiedlich; zu den am häufigsten auftretenden Symptomen zählen:

  • Gewichtszunahme
  • Erschöpfung
  • Erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Kälte
  • Depressionen
  • Verstopfungen
  • Störung des Menstruationscyclus
  • Trockene Haare und Haut
  • Schmerzen und Verspannungen der Muskeln und Gelenke

Sollte eine Schilddrüsenunterfunktion nicht behandelt werden, kann dies zu Herzproblemen, Unfruchtbarkeit, Einschränkungen der psychischen Gesundheit und zu Nervenschäden führen.

Die abnehmende Hormonproduktion wird üblicherweise einer defekten Schilddrüse zugewiesen. In vielen Fällen wird sie durch Autoimmunthyreopathien, Entzündungen der Schilddrüse, vom eigenen Immunsystem attackiert; die bekannteste Autoimmunthyreopathie ist Hashimoto. Diese Entzündung kann zum Anschwellen der Schilddrüse führen und einen Knoten im Hals hervorrufen, welcher als Struma bezeichnet wird. Wenn dieser nicht behandelt wird, kann der Struma wachsen und das Atmen und Schlucken erschweren.

Eine Schilddrüsenunterfunktion kann ebenfalls durch Operationen, Medikamente zur Behandlung von Schilddrüsenüberfunktion oder gar Schilddrüsenkrebs hervorgerufen werden. Medikamente, oft Lithium, aber auch Interferon und Amiodaron können zur Weiterentwicklung der Krankheit führen.

Einige Virusinfektionen können zu kurzzeitigen Schäden der Schilddrüse führen. Zirka eines in 3.500 bis 4.000 Babies wird mit Schilddrüsenunterfunktion geboren.

Das Risiko, an einer Schilddrüsenunterfunktion zu erkranken, ist höher, wenn jemand aus Ihrer Familien bereits daran erkrankt ist oder wenn Sie bereits an Autoimmunkrankheiten gelitten haben.

Wenn Sie vermuten, dass Sie an einer Schilddrüsenunterfunktion leiden, sollten Sie einen Arzt aufsuchen und Ihr Blut auf Hormone untersuchen lassen. Sollte dieser Test ergeben, dass Sie an einer Schilddrüsenunterfunktion leiden, wird Ihnen ein Hormonersatz Medikament verschrieben, welches den aktiven Wirkstoff Levothyroxin enthält. Dieses Medikament müssen Sie unter Umständen für immer einnehmen.

Diese Tabletten ergänzen die Thyroxinanteile damit Ihr Stoffwechseln normal funktionieren kann. Es kann einige Zeit dauern, bis Ihr Arzt die richtige Dosierung für Sie gefunden hat; auch kann es einige Monate dauern, bis Sie eine Verbesserung feststellen können. Sie müssen auch regelmäßige Bluttests machen lassen um Ihre Hormonwerte zu überprüfen.

Die Gewichtszunahme ist ein sehr bekannte Nebeneffekt einer Schilddrüsenunterfunktion. Die tatsächliche Zunahme, die direkt durch die Krankheit hervorgerufen wird, ist eher gering; üblicherweise zwischen 2 und 5 kg, selten mehr als 10 kg, wovon das meiste aus Salz und Wasser besteht.

Nach erfolgreicher Behandlung verliert der durchschnittliche Patient bis zu 10% seines oder ihres Körpergewichts; laut der Amerikanischen Schilddrüsen-Vereinigung ist die Menge an Gewichtsverlust unbeachtlich wenn sich die Krankheit bereits über längere Zeit entwickelt hat.

Wenn Sie an Gewicht zugenommen haben, jedoch keine anderen Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion zeigen, ist es sehr unwahrscheinlich, dass Sie an dieser Krankheit leiden. Ebenso gilt, wenn Ihre Schilddrüsenunterfunktion erfolgreich behandelt wird und Sie dennoch übergewichtig sind, kann dies durch andere Faktoren hervorgerufen werden und Sie sind genauso wie jeder andere, der nicht an dieser Krankheit leidet, dazu in der Lage an Gewicht zu verlieren oder zuzunehmen.

Syndrom polyzystischer Ovarien (PCOS)

Etwas eine Million Frauen in Deutschland leiden an PCOS. Viele erfahren keine Symptome; bei denjenigen, die Symptome erfahren, zeigen diese sich meist wenn sie Anfang 20 sind.

Die Krankheit wird in Verbindung mit einer Resistenz des Hormons Insulin und unverhältnismäßigen Anteilen von Androgenen (Männliche Sexualhormone, die auch im weiblichen Körper präsent sind).

PCOS tritt auf, wenn die Entwicklung der Eizellen in den Eierstöcken durch einen hohen Testosteronanteil beeinträchtigt wird. Die Follikel wo die Eizellen produziert werden, sind nicht dazu in der Lage, diese zur Ovulation freizugeben.

Dies führt zu irregulären Regelblutungen, Fruchtbarkeitsstörungen und anderen Symptomen wie übermäßigen Haarwuchs, oder -verlust und Akne.

Erhöhte Anteile von Insulin im Körper führen dazu, dass Glukose nicht so leicht in Energie umgewandelt werden kann; dies führt zu Gewichtszunahme. Dies kann zu einem Teufelskreis werden, da zusätzliches Körpergewicht den Körper dazu verleitet, noch mehr Insulin zu produzieren.

Die Androgene, die bei Frauen auftreten können ebenfalls zu zusätzlichem Gewicht, welches sich an den Hüften anlagert führen. Dies erhöht ebenfalls das Risiko an Herzkrankheiten oder Diabetes Typ 2 zu erkranken.

PCOS ist zwar nicht heilbar, jedoch kann es anhand von Lebensstiländerungen, Medikamenten oder einer Kombination aus beidem sehr gut kontrolliert werden. Durch Sport und Ernährungsanpassungen an Gewicht zu verlieren kann die Krankheit um einiges verbessern; durch nur 5 kg Gewichtsverlust können Sie schon Ergebnisse vermerken.

Ihnen werden gegebenenfalls auch Statine oder Medikamente zur Gewichtsreduktion verschrieben. Auch Fruchtbarkeitsbehandlungen können bei der Mehrzahl von Frauen, die an PCOS leiden, dazu führen, dass sie dennoch Kinder bekommen können.

Depressionen und Angstzustände

Einer von vier hat Probleme mit seiner oder ihrer psychischen Gesundheit. Auch wenn viele, die an Depressionen oder Angstzuständen leiden eher an Gewicht verlieren, so kann es bei einigen auch dazu führen, dass sie zunehmen; beides kann schwere gesundheitliche Auswirkungen haben.

Ein unregelmäßiger Schlafrhythmus, Energie- oder Motivationslosigkeit oder Hoffnungslosigkeit kann dazu führen, dass körperliche Aktivitäten umgangen werden und stattdessen als Trost viele zucker- und fetthaltige Lebensmittel konsumiert werden. Wenn jemand schließlich an Gewicht zunimmt, verliert die Person oft zusätzlich an Selbstbewusstsein oder Selbstwertgefühl und der Teufelskreis aus schlechter Ernährung und Gewichtszunahme geht weiter.

Es gibt viele Maßnahmen, die jemand treffen kann, um seine oder ihre psychische Gesundheit zu verbessern. Sie können sich von Ihrem Arzt Medikamente verschreiben lassen, jedoch sind Therapien, “Mindfullness” und Sport auch oft hilfreich. Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen, sich ein neues Hobby zu suchen oder Zeit mit Leuten zu verbringen, die dieselben Interessen teilen, kann ebenfalls sehr nützlich sein.

Flüssigkeitseinlagerungen

Die medizinisch als Ödem bezeichnete Flüssigkeitseinlagerungen sind Ansammlungen von Flüssigkeiten, die unter der Hautoberfläche zwischen dem Gewebe oder in einem Organ sehr häufig auftreten; gerade in den Füßen oder im Unterschenkel tritt es oft auf. In den meisten Fällen ist es zwar nur ein kurzzeitiges Symptom, das beispielsweise durch langes Stehen oder Sitzen hervorgerufen wird; in manchen Fällen kann es jedoch auch auf eine schwerere Erkrankung hindeuten.

Gewichtszunahme ist nur eines der vielen Symptome die durch Ödem hervorgerufen werden; andere Symptome sind beispielsweise schmerzende Muskeln, Gelenke und Gliedmaßen oder die Verfärbung der Haut. Eine besondere Form von Ödemen führt beispielsweise dazu, dass nach Druckausübung auf die Haut eine kleine Delle zurückbleibt.

Ödeme können durch eine Schwangerschaft aber auch durch Erkrankungen der inneren Organe wie dem Herzen, der Leber oder der Niere hervorgerufen werden. Es kann auch als Nebenwirkung durch orale Empfängnisverhütungsmittel, Kortikosteroide und Medikamente zur Behandlung von Bluthochdruck hervorgerufen werden.

Die Symptome von Flüssigkeitseinlagerungen verschwinden üblicherweise wieder von allein; wenn sie jedoch bestehen bleiben, sollten Sie einen Arzt aufsuchen und überprüfen lassen, ob Sie nicht vielleicht an einer ernsteren Krankheit leiden. Ärzte verschreiben in manchen Fällen Medikamente, sie raten jedoch dazu, den Lebensstil zu ändern und gegebenenfalls die Ernährung umzustellen und mehr Sport zu machen. 

Cushing Syndrom

Das Cushing Syndrom ist eine seltene Krankheit welche durch einen Überschuss des Hormons Cortisol hervorgerufen wird. Dies kann durch die andauernde Einwirkung von Corticosteroid Medizin aber auch durch das Heranwachsen eines Tumors in der Hirnanhangdrüse hervorgerufen werden. 

Die Gewichtszunahme, die durch das Cushing Syndrom hervorgerufen wird, tritt meist im Gesicht oder in der Körpermitte auf. Das Fett sammelt sich ebenfalls zwischen den Schultern und dem Nacken, was zu einer Art Buckel führen kann. Diejenigen, die an dieser Krankheit leiden, haben oft sehr verletzliche Haut; sie bekommen schnell Blutergüsse, die Haut verfärbt sich schnell und Dehnungsstreifen sind sichtbar. Sie können ebenfalls an Bluthochdruck, brüchigen Knochen, Fruchtbarkeitsstörungen und Depressionen leiden.

Festzustellen, ob Sie an dem Cushing Syndrom leiden, kann ein sehr langer Prozess ein, da die Symptome sehr langsam in Erscheinung treten und diese sehr ähnlich zu den Symptomen einer Schilddrüsenunterfunktion oder Bluthochdruck sein können. Wenn Sie mit dem Cushing Syndrom diagnostiziert wurden, wird Ihr Arzt die Dosierung von Kortikosteroiden kontrollieren oder Ihnen ein anderes Medikament verschreiben, welches den Effekt von Cortisol unterbindet.

Sollten Sie an einem endogenen Cushing Syndrom leiden, können Sie eine Operation durchführen lassen, um den Tumor aus der Hirnanhangdrüse zu entfernen.

Sprechen Sie mit Ihrem Arzt

Wenn Sie sich Sorgen um Ihr Gewicht machen, sollten Sie einen Termin bei Ihrem Arzt vereinbaren. Dieser kann Sie darüber informieren, wie Ihr Gewicht durch Krankheiten beeinflusst werden kann und ob dies auf Sie zutrifft.

Ihr Arzt kann Ihnen nicht nur Medikamente verschreiben, er kann Ihnen auch dabei helfen, Lebensstiländerungen umzusetzen und so Ihre Gesundheit zu verbessern und Gewicht zu verlieren falls nötig.

Zuletzt überprüft:  16.03.2017